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Über Sie:

Als wir am 13.1.2008 deinen 80ten Geburtstag feierten, fing Peter seine Ansprache  an mit den Worten; "ich kann kaum glauben, dass es schon dein 80ter ist, so jung wie du aussiehst", und damit hatte er dich in einem Satz beschrieben. Immer jung, nicht nur im Aussehen sondern auch im Herzen.


Peter hat wohl die besten Worte gefunden und ich erlaube mir sie hier weiterzugeben: Im Rückblick auf dein Leben ist er an einem Punkt hängengeblieben.  Der liegt nur ein paar Jahre zurück, die Woche vom 6. Juli bis zum 15. Juli 2007, unser Vater war gerade gestorben. Da kamen wir drei Brüder zu dir nach Hause. Diese Tage haben einen ganz starken Eindruck hinterlassen, in deiner Trauer und auch in deiner Stärke das Leben und die vor dir liegenden Aufgaben anzupacken .Wir Söhne waren da, es gab ein ganz intensives, neues Gefühl von Familie. Das hält bis heute an.

Anfang Dezember 2011 kamen wir drei Brüder wieder bei dir zusammen. Diesmal um Abschied zu nehmen. Am 6.Dezember 2011 hat der liebe Gott dich zu sich genommen. Wir können gar nicht in Worten ausdrücken, welch einzigartige, liebevolle, aufgeschlossene, gradlinige, kämpferische, liebenswürdige, gastfreundliche, wissbegierige, interessierte, unternehmungslustige, sorgfältige - einfach großartige Frau, Mutter, Oma und Freundin du gewesen bist. Du fehlst uns.

Am 13. Januar 1928 bist du geboren. Ausgerechnet an einem Freitag. Tatsächlich ist am Tag deiner Geburt nichts Aufregendes geschehen. Am 13ten nicht und im Januar auch nicht. 1928 wurde in Berlin die Dreigroschen-Oper uraufgeführt, in England das Penicillin erfunden und in Amsterdam fanden die IX. Olympischen Sommerspiele statt – erstmals wieder mit einer Deutschen Mannschaft. Viel mehr war nicht los in Europa.

In Deutschland herrschte Frieden und alles konnte sich ausschließlich auf deine Geburt konzentrieren.

Du wurdest als Jüngste von vier Geschwistern geboren, in Lünen in einer Handwerkerfamilie. Es herrschte zwar Frieden, doch die Vorboten kündigten bereits die Weltwirtschaftskrise an, die 1929 begann.


Du bist, wohlbehütet von deinen Eltern, mit deinen Geschwistern aufgewachsen. Es war ein sehr lebendiger Haushalt; jeden Tag versammelten deine Eltern nicht nur die große Familie sondern auch noch die Gesellen und Lehrlinge um den Mittagstisch und so war immer etwas los im Hause Schmale.

Als du 10 Jahre alt warst, begann der 2te Weltkrieg. Für viele Familien, auch für deine, war dies eine sehr schwere Zeit. Dein kleiner Bruder Max ist im Krieg gefallen, ob dein Bruder Heinz wieder nach Hause kommt, war lange Zeit ungewiss; euer Haus am Markt in Lünen wurde vollständig zerbombt und es war ein Wunder, dass man dich lebend aus den Trümmern herausgezogen hat. Trotz alldem blieb die Lebensfreude; deine Erzählungen aus der Nachkriegszeit haben uns immer gefesselt. Es gab Freunde, es wurde organisiert, das Grundstück beräumt und auf einer kleinen Feuerstelle gekocht. In der ersten Suppe konnte man wohl die Fettaugen noch zählen, aber bald kam schon ein Stück Schwein dazu und selbst im Organisieren von Süßigkeiten sollst du große Klasse gewesen sein.

Bei Ende des Krieges warst du ein junges Mädchen. Gerade 17 Jahre alt und du hast schon Erfahrungen gemacht, die eigentlich für ein ganzes Leben reichen. Mit 17 hat man aber auch noch ganz andere Gedanken – man verliebt sich vor allem ganz gerne. Die Bilder aus dieser Zeit lügen nicht – ein durchaus hübsches Mädchen und ein echter “Hingucker” für die vielen Jungs aus Lünen und Umgebung.

Die Zeit ab 1949 nennt man in Deutschland die Zeit des Wirtschaftswunders. Jeder packte an, so auch deine Eltern. Sie ermöglichten dir eine gute Ausbildung zur Innenarchitektin und so wurdest auch du Teil des Wirtschaftswunders. Mit euren Plänen und Konstruktionen habt ihr am Wiederaufbau Deutschlands mitgewirkt.

Eines Tages trafen sich dann zwei Mütter – die kleine und die große Oma und irgendwie haben sie das Unglaubliche geschafft: Dich und Papa zu verbinden. 1955 war Verlobung, die berühmte Reise an den Gardasee. Ihr habt dann 1957 geheiratet und seit nach Düsseldorf gezogen. Papa war damals schon im Nahen Osten und Peter war auch schon auf dem Weg.

1958, am 4 Juni, hast du dann deinen ersten Sohn zur Welt gebracht. Wir sind Ende 1958 nach Kairo gezogen und damit begann für dich ein ganz neuer Lebensabschnitt. Du hast zuerst den Nahen Osten und dann die ganze Welt bereist. Du warst in Kairo die Repräsentantin für Deutschland. Denn an der Seite des Repräsentanten der Deutschen Bank kam dir eine sehr wichtige Aufgabe zu. Du hast bedeutende Männer und Frauen der Welt kennengelernt und zu Gast gehabt, du hast Arabisch gelernt und einen großen Haushalt mit Koch, Diener und Kindermädchen geführt – sicher eine große Herausforderung für die Handwerkertochter Lisa aus Lünen. Mit der dir eigenen Gabe offen auf alle zuzugehen, neugierig und wissbegierig zu sein, hast du alles mit Bravour gemeistert. Was müssen das für Zeiten gewesen sein – Kairo, Damaskus, Jerusalem und Beirut.

1961 kam dann Pascal in Kairo zur Welt und kurz nach dem Umzug nach Deutschland wurde 1965 auch Martin in Frankfurt geboren.

Es folgten die Jahre im schönen Kronberg, neue Aufgaben und Freundschaften. 1975 ging es dann weiter auf die Maxhöhe, ein neues Zuhause in Bayern.

Bewundernswert an dir ist deine Treue, insbesondere deine Treue zu Papa. Durch alle Höhen und Tiefen hast du an seiner Seite gestanden. Geführt hat dich ein großes Maß an Gottvertrauen, die Erziehung im elterlichen Hause, die Hoffnung auf die Zukunft und vielleicht auch die Verantwortung deinen drei Jungs gegenüber. In den letzten Jahren nach Papas Tode haben wir dich ganz neu erleben dürfen. Du hast uns mit Fröhlichkeit überschüttet. Deine Eltern haben dich im Glauben an Gott erzogen – und dieser Glaube hat dich immer getragen. Du hast uns diesen Glauben weitergegeben und immer vorgelebt.

Und da ist natürlich noch die Künstlerin. Deine Aquarelle, Stiche und Töpfereien schmücken unsere Büros und Wohnungen und dein selbstbemaltes Geschirr erfreut uns an jedem Festtag.

Einen kleinen Ausschnitt deines künstlerischen Schaffens haben wir auf dieser Seite zusammengestellt, zur Erinnerung, zur Freude für deine Familie und deine Freunde.